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1. Alte Geschichte - S. 126

1879 - Dillenburg : Seel
— 126 — war er ein Werkzeug in Gottes Hand, indem er durch seine Vertonung dazu beitrug, daß die Weißagnng des Alten Testaments von der Geburt des Erlösers in Bethlehem in Erfüllung ging. Angustus hat während seiner Regierungszeit nur gegen die k -6!rrlan en ^r*e9e geführt. Sein Sohn Drusus drang bis an die Elbe vor, fand aber auf dem Rückwege seinen Tod. Ihm folgte n. Chr.^oenus; dessen Nachfolger Varus wurde im Jahre 9 n. Chr. üon den Deutschen so geschlagen, daß die bisher in Deutschland gemachten Eroberungen verloren gingen, n Chr. Augustus starb im Jahre 14 n. Chr. Nach feinem Tode wurde er m die Reihe der Götter versetzt; wenn ein neuer Kaiser den^.hron bestieg, rief man ihm Zn: „Sei glücklich, wie Angustus!" Sein Nachfolger war fein Stiefsohn Tiber ins (14—37 n. Chr.), ein durch seine boshaften Ränke übel berühmter Monarch Unter chm starben Johannes der Täufer und Christus Noch schlechtere Regenten waren die Nachfolger: Caligula, Trberius Claudius und Nero. Unter Nero erhob sich die erste Chriftenverfolgung; Petrus und Paulus starben unter ihm den Märtyrertod. Als er im Jahre 69 n. Chr. starb, rief das vor Jerusalem stehende Heer den Feldherrn Vespasiau zum Kaiser aus. Dieser übertrug die Fortsetzung des Krieges seinem Sohne Titus. Vespasiau's Regierungszeit gehört mit zu den besten Zeiten unter den römischen Kaisern. Im zweiten Jahre semer Regierung fiel Jerusalem und ging damit die Weißagnng Christi (Luc. 19, 44) wörtlich in Erfüllung. — Vespasians Nachfolger, fein Sohn Titus, war ebenfalls ein guter Kaiser, ausgezeichnet durch strenge Rechtlichkeit, wie durch Menschenfreundlichkeit und Wohlthätigkeit. Schon nach zwei Jahren starb er. Ihm folgte Domitian, fein Bruder, der ihm jedoch ganz unähnlich war. Er veranlaßte die zweite Chriftenverfolgung. Während seiner Regierung starb der Apostel Johannes zu Ephesus. In den Jahren 0^ 180 n. Chr. folgten fünf edle, durch den Senat gewählte Kaiser: Nerva, Trajan, Hadrian, Mark Antonius Pius und Marc Aurel. 2>om Jahre 180 bis zu Konstantin dem Großen regierten die sog. Soldatenkaiser, so genannt, weil sie meist durch das Heer auf den Thron erhoben wurden und ihre beste Kraft mit Kriegführen verschwendeten, daher diese Zeit eine nach innen und außen sehr schlimme war. Unter Konstantin dem Großen (306—337 n. Chr.) wurde im ^jahre 324 n. Chr. das Christenthum zur Staatsreligion erhoben. Damit beginnt ein neuer Abschnitt der Geschichte.

2. Alte Geschichte - S. 144

1879 - Dillenburg : Seel
— 144 — Kaiser hatten genug zu thun, sie in Schranken zu halten, so Kaiser Claudius und Constautin der Große. Die an der Donan-Müu-dung wohnenden Gothen hießen Ostgothen, die weiter westlich in den Gebirgszügen der Karpathen wohnenden Westgothen. Die Gothen waren übrigens unter den deutschen Völkern die für tiefere Bildung empfänglichsten; sie waren die ersten Deutschen, welche das Christenthum annahmen. b. Constautin der Große. Alle die genannten Völkerschaften hatten durch größere und kleinere Angriffe das mächtige Römerreich an allen Grenzen bedroht, und die Kraft des römischen Reiches nahm sichtlich mehr und mehr ab. Während es früher auf Angriffs- und Eroberungskriege ausging, beschränkte es sich jetzt aus die Abwehr der Anfälle wilder Völker, und die Schwäche, welche es dabei zeigte, ließ den gänzlichen Verfall des Reiches in nicht allzulanger Zeit ahnen. Wohl schien es noch einmal emporzusteigen, als Constautin, nachmals der Große genannt, nach dem Siege über seinen Mitkaiser Maxentins die kaiserliche Gewalt wieder in einer kräftigen Hand vereinigte und das Reich durch Einführung des Christenthums innerlich neu zu kräftigen suchte. Er verlegte die Hauptstadt des Reiches von Rom nach Bizanz (Constantinopel), welche Stadt er zu einem Hauptbollwerk gegen die andringenden Gothen umschuf. Doch wurde durch feine kraftvolle Thätigkeit der Untergang des Reiches nur wenig verzögert, da besonders im Westen die Angriffe ans das in sich morsche Reich immer häufiger wurden. Unter seinen Söhnen ging Gallien an die Deutschen verloren, und nur mit Mühe konnte Julian der Abtrünnige (so genannt, weil er vom Christenthum abfiel und den heidnischen Gottesdienst wieder einzuführen suchte) den Rhein als Grenze erhalten. Sein Nachfolger Valentiniän I. hatte viele Kämpfe mit den Alemannen, Burgundern, Franken und Quakn zu bestehen und kümmerte sich wenig um das Christenthum, sein Mitregent Valens begünstigte dagegen die bei den Gothen allgemeine arianische Lehre und vertrieb im Osten des Reiches die Anhänger der andern kirchlichen Richtung, wodurch er nur noch mehr innere Verwirrung herbeiführte. Seit der Zeit Coustautins d. Gr. hatte das Christenthum bei den Gothen große Fortschritte gemacht. Schon auf dem Concil zu Nicäa (325) unterschrieb ein gothischer Bischof das dort aufgestellte Glaubensbekenntnis. Bald aber fand auch die arianische Lehre Eingang und zwar durch den Bischof Ulphilas, welcher durch seine Uebersetzuug der Evangelien in die gothische Sprache das Christenthum mächtig förderte. Ulphilas war 348 n. Chr. zum

3. Mittelalter - S. 117

1879 - Dillenburg : Seel
— 117 — Zufluß auf die Wirren der Zeit, besonders die kirchlichen Streitigkeiten erwarteten. Seit der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts gab es nemlich zwei Päpste; der eine residirte in Rom, der andere in Avignon. Diese Zeit der Kirchenspaltung, Schisma genannt, war für die Kirche höchst verderblich. Die Bischöfe und Priester kümmerten sich nicht um ihre Gemeinden; in den Klöstern herrschten Ausschweifung und Unzucht; die Päpste handelten mit Ablaß und befehdeten und verfluchten sich gegenseitig. Zur Steuerung des Uebels berief man 1409 ein Concil, welches die beiden Päpste absetzte und einen neuen wählte; da erstere sich dem Ausspruche des Concils nicht fügten, so hatte man jetzt drei Päpste; die Verwirrung wurde immer größer, mit ihr aber 'auch die Sehnsucht und das Verlangen nach gründlicher Abhülfe durch ein Concil. Man hatte Sigismund gleich bei feiner Wahl zur Pflicht gemacht, daß er sich bemühe, die Einigkeit der Kirche wieder herzustellen. Nachdem feine Wahl allgemein Anerkennung gesunden hatte, trat er mit dem Papste Johann Xxiii. in Rom in Verbindung und veranlaßte ihn zur Einberufung eines Concils nach o n st a n z. Dasselbe trat im Jahre 1414 zusammen, faßte aber, um sich von den Päpsten unabhängig zu erhalten, gleich von vornherein den Beschluß, daß, da die Concilien ihre Macht nicht vom Papste, sondern von Christo selbst hätten, die Päpste sich dem Ausfpruch des Conciliums unterzuordnen hätten. Eine so zahlreiche und glänzende Versammlung hatte man bis dahin noch nicht gesehen. Aus allen Ländern Europas mit Ausnahme Spaniens Rußlands und der Türkei waren Fürsten mit zahlreichem, glänzendem Gefolge und eine sehr große Anzahl geistlicher Herren aller Grade erschienen. £>azu tarnen die Kaufleute, Wechsler, Krämer und Abenteurer aller Art welche durch das tägliche Schauspiel oder durch Aussicht auf Gewinn her-gezahlt haben ^an roiu einmal 150,0u0 Fremde mit 30,000 Pferden ^ ^ Alle auf dem Concile vertretenen Völker waren in vier Nationen getheilt: Engländer, Franzosen, Deutsche und Italiener, von benen jede eine Stimme hatte. Darin waren alle einig, daß die drei bisherigen Päpste abdanken müßten, ehe : Zur Wahl eines neuen Papstes geschritten werden könne. Der - anwesende Papst sträubte sich zuerst, willigte aber dann ein und ! verlas am Altare kniend seine Abdankungsurkunde. Die Freube i der Fürsten und besonbers Sigismunb's barüber war jeboch eine {^oreilige, bemt balb banach flüchtete der Papst unter dem Schutze k Friedrichs von Oesterreich nach Schaffhaufen. Die dadurch ent-r ftanbene Unruhe würde bald beseitigt; über Friedrich von Oester-

4. Mittelalter - S. 118

1879 - Dillenburg : Seel
— 118 — reich sprach der Kaiser die Reichsacht aus und übertrug die Aus- f sühruug derselben dem Burggrasen von Nürnberg, welcher auch -sofort die Länder des Geächteten mit dem Reichsheere besetzte. ' Das Koncil erklärte Papst Johann seiner Verbrechen wegen für abgesetzt; bald daraus gerieth er in die Gefangenschaft des Kaisers, I der ihn mehrere Jahre gefangen hielt, woraus er zu Rom starb. ; Der zweite Papst Gregor Xii. legte seine Würde nieder; der j dritte dagegen, Benedikt Xiii., hatte sich in den Schutz des! Königs von Aragonien begeben. Dorthin reiste Sigismund, um ' ihn gütlich zur Abdankung zu bewegen. Diese Reise, welche sich ' auch bis Paris und London erstreckte, kostete den Kaiser so viel, Geld, daß er, der ohnehin immer in Geldverlegenheit war, bei-Friedrich von Hohenzollern große Geldsummen aufnehmen mußte,! wofür er ihm später (nach andern für die Geldsummen, welche Friedrich zur Rettung des fast verlornen Landes aufwenden mußte) i Brandenburg als erbliches Reichslehen übergab. Diese Verleihung legte den Grund zu dem mächtigen brandenburgischen Staate (s. u.) ■ Die für die Kirche so verhängnisvolle Spaltung war 6e= j seitigt. Da drangen die Deutschen darauf, daß vor der Wahl eines neuen Papstes eine Kirchenverbesserung vorgenommen werden aber die andern Nationen waren dagegen, und so erfolgte die Wahl des neuen Papstes Martin V. Dieser wich einer allgemeinen Kirchenverbesserung geschickt aus und schloß statt deren mit den verschiedenen Nationen Einzelverträge (Coneordate) ab, in welchen er Abstellung der gröbsten Misbräuche versprach, durch, welche aber die Macht des Papstes in keiner Weise geschmälert wurde. Der Ausbruch einer Seuche in Gonstanz war ihm ein willkommener Anlaß, das Concil aufzulösen. Ein Hauptzweck' des Concils, die Kirchenverbesserung, war damit völlig gescheitert, und das Versprechen, alle Zehn Jahre ein Concil abzuhalten,, war nur ein leidiger Trost für das Fehlschlagen der allgemeinen p Erwartung. Eine dritte Aufgabe des Concils war die Entscheidung über:: die Lehre des böhmischen Priesters Johannhus. Johann Hus war in Böhmen geboren und hatte seine:; Ausbildung auf der Universität Prag erhalten, an welcher er.: später auch Lehrer war. Nicht nur seine Gelehrsamkeit und Beredsamkeit, sondern vor allem auch sein ernster, sittlich-reiner.. Wandel verschafften ihm die Anerkennung und Bewunderung selbst! seiner Feinde. Durch seinen Freund Hieronymus wurde errc mit den Schriften des Professors Johann Wikless an dem

5. Mittelalter - S. 119

1879 - Dillenburg : Seel
— 119 — Universität zu Oxfort bekannt, in welchen die Uebermacht des Papstes, die verderbten Sitten der Geistlichen, die Lehre vom Fegfener und der Ablaßhandel angegriffen waren. Da Hns bald anfing, die Lehren Wikleff's zu verbreiten und nach seiner Lehre zu predigen — er war zugleich Prediger, — so wußte es der Erzbischos von Prag durchzusetzen, daß die Universität eine Anzahl Sätze aus den Schriften des Hns als ketzerisch und gefährlich bezeichnete; zugleich verbot er Hus das Predigen und verklagte ihn beim Papste. Dadurch entstand Aufregung im Volke, und als der Erzbischos Wikleff's Schriften verbrennen ließ, vergaß man sich soweit, Kirchen und Klöster zu plündern. Einer Vorladung des Papstes nach Rom leistete Hns keine Folge; er berief sich ans ein allgemeines Concil. Als Hus wiederholt und in Veranlassung eines besonderen Falles in scharfer Weise gegen den Ablaß predigte, sprach der Papst den Bann über ihn aus, und als das erregte Volk die Ablaßbulle verbrannte, belegte er Prag mit dem Interdikt. Da verließ Hus Prag und ging in seine Heimat, wo er unter großem Zulaufes Volkes unter freiem Himmel predigte. Das Interdikt war eine der schwersten kirchlichen Strafen über eine Gemeinde oder über ein Land. Jede kirchliche Handlung war verboten: die Kirchen waren geschlossen, keine Glocke war zu hören; kein Geistlicher begleitete die Leichenbegängnisse. Durch diese Strafe wurde gar bald jede Gemeinde und ganze Länder zur Unterwerfung unter die kirchliche Autorität gezwungen. Als das Coueil zu Constauz berufen ward, verlangte Hns, auf demselben erscheinen und seine Lehre vertheidigen zu dürfen. Da ihm Sigismund einen Geleitsbrief ausstellte, so begab sich >^us in gutem Glauben und ohne Arg nach Constanz. Nach kurzer Zeit aber, noch ehe er ein Verhör bestanden hatte, wurde er verhaftet und in ein höchst ungesundes Gefängnis geworfen. Den Kaiser, der über dies Verhalten höchst unwillig war, beschwichtigte man damit, daß man einem Ketzer das zugesagte freie Geleit uichl zu halten brauche, und — Sigismund war damit zufrieden. Nachdem Hus eine in Folge des ungesunden Kerkers über ihn gekommene schwere Krankheit überstanden hatte, kam er endlich imjuni 1415 zum Verhör. Trotzdem er die Richtigkeit seiner Lehre ans der heiligen Schrift bewies, forderte man von ihm Unterwerfung und Widerruf. Da er diesen, ohne ans Gottes Wort widerlegt zu sein, nicht leisten zu können glaubte, so wurde er als Ketzer und Jrrlehrer erklärt und verdammt. Seine Priesterkleidung riß man

6. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

7. Neue und neueste Geschichte - S. 13

1880 - Dillenburg : Seel
— 13 — hältnisse an. Wie auf gemeinsame Verabredung erhoben sich in mehreren Gegenden Deutschlands die Bauern und forderten von ihren Gutsherren Aushebung der Leibeigenschaft und Beseitigung des harten Druckes, sich dabei auf Luthers Lehre von der Freiheit und auf die Bibel berufend. In zwölf Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen und schickten sie zunächst an Luther, damit er sich über dieselben ausspreche. Luther erkannte einige ihrer Forderungen als begründet an, ermahnte die Aufständischen jedoch dringend zur Ruhe; die Gutsherrn forderte er zur Mäßigung auf. Aber weder die einen, noch die andern hörten auf seine Stimme; bald brach in Franken, Thüringen, Schwaben und im Elsaß die Empörung offen ans. Die Bauern rotteten sich zusammen, Zogen unter schrecklichen Verwüstungen umher, um überall ihre zwölf Artikel zur Annahme und Geltung zu bringen; Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zertrümmert, die Burgen geplündert und niedergerissen, Edelleute und Priester mishandelt und getödtet. Der leidenschaftliche Karlstadt stand an der Spitze einer solchen Bande. Da schrieb Luther eine Schrift: „Wieder die räuberischen und mörderischen Bauern," worin er ihr Beginnen in der schärfsten Weise vernrtheilte; die Fürsten forderte er auf, die ihnen von Gott verliehene Macht gegen die Bauern und ihr frevelhaftes Werk zu gebrauchen. Der schwäbische Bund sammelte ein Heer und stellte es unter den Oberbefehl des Grafen Truchseß von Waldburg, dem ei nicht schwer wurde, die ungeordneten und ungeübten Bauernhaufen zu zerstreuen; die Reste der Zersprengten verkrochen sich in die Wälder, wurden aber, wenn man sie sand, aufs schonungsloseste niedergemetzelt. Noch ehe dieser Aufstand ganz gestillt war, brach in Thüringen ein andrer aus, an dessen Spitze Thomas Münzer stand. Dieser stammte ans Stolberg am Harz, war zuerst Gymnasiallehrer zu Braunschweig, dann Diakonus zu Zwickau; wegen fortgesetzter Streitigkeiten wurde er seines Amtes entsetzt, und wegen Aufwiegelung zum Widerstände gegen die Obrigkeit wies ihn der Magistrat zu Zwickau aus der Stadt. Als Karlstadt in Wittenberg den Bildersturm begann, begab er sich dorthin, mußte aber mit den übrigen Zwickaner Propheten von dort weichen. Nun trat er selbstständiger auf, rühmte sich göttlicher Offenbarungen, behauptete, das Wesen der christlichen Freiheit besser zu kennen, als Luther; er nannte Luther den „Dr. Lügner", „das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg;" eine ganz neue * Z.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 15

1880 - Dillenburg : Seel
sich öffentlich für die Reformation nach der Lehre Luthers; der Gottesdienst wurde umgeändert, die Messe abgeschafft; die Geistlichen erhielten die Erlaubnis, zu heirathen (Luther selbst ver-heirathete sich mit einer früheren Nonne, Katharine von Bora): von den sieben Sakramenten behielt man nur zwei, die Taufe und das Abendmahl, bei. Ebenso geschah es in Hessen unter Philipp dem Großmüthigen. Markgraf Albrecht von Brandenburg, welcher zugleich Hochmeister des deutschen Ordens war, verzichtete auf seine geistliche Stellung, trat zur lutherischen Lehre über und verwandelte mit Zustimmung der Ordensstände das Ordensland Preußen in ein weltliches, erbliches Herzogthum, welches er von Polen zu Lehen nahm. Nach und nach traten der Reformation bei die Herzöge von Braunschweig, der Herzog von Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Stadt Magdeburg. Um das durch die bisherigen Kämpfe Errungene zu sichern, schlug Landgraf Philipp von Hessen ein Schutz- und Trutzbündnis unter den evangelischen Ständen vor; Luther und Melanchthon aber widerrietheu aufs dringendste die Anwendung äußerer Ge-walt. Als aber die katholischen Fürsten ans Schreck über den schnellen Fortgang der Reformation zusammentraten und über Gegenmittel beriethen, da gingen die evangelischen Fürsten auf Philipps Vorschlag ein und schlossen 1526 das Bündnis zu 1526 Torgau. In Folge dessen konnten die evangelischen Fürsten auf dem noch in demselben Jahre abgehaltenen Reichstag zu Sp ei er so nachdrücklich auftreten, daß ein ihnen günstiger Reichs-tags-Abschied erzielt wurde, durch welchen es jedem Reichsfürsten anheimgestellt wurde, „so zu leben, zu regieren und es zu halten, wie er es gegen Gott und kaiserliche Majestät zu verantworten sich getraue;" ein freies Concil sollte die kirchlichen Angelegen-Jyetten schlichten. Nun führten die evangelischen Fürsten die Reformation vollständig ein: das Klosterwesen wurde allenthalben aufgehoben, die Bibel in der Volkssprache verbreitet, der Gottesdienst in der Landessprache gehalten; vor allem verwendete man Sorgfalt ans den Unterricht des Volks und der Jugend. Zur Stutze des letzteren schrieb Luther seine beiden Katechismen, den großen für die Priester, den kleinen für das Volk, be-'vuders für die Jugend. Die Katechismen Luthers haben äußerer ^ 3ur Ausbreitung der neuen Lehre beigetragen. Auch die Kirchenlieder, welche Luther und feine Freunde zum Gebrauche in Kirche, Schule und Haus dichteten und zum

9. Neue und neueste Geschichte - S. 34

1880 - Dillenburg : Seel
— 34 — erbte unumschränkte Herrschaft zur völligen Gewaltherrschaft ausbildete. Er war ein eigenwilliger, störrischer Charakter, ließ sich von seinen Günstlingen nach Belieben leiten und war von großem Ehrgeize besonders auf seine theologischen Kenntnisse beseelt. Letzterer veranlaßte ihn zu einer Streitschrift gegen Luther, iu welcher er die sieben Sacramente gegen Luthers Lehre vertheidigte. Trotz- j dem der Papst ihn dafür mit dem Titel Glaubensbeschützer ehrte, sagte sich Heinrich doch von ihm los, weil der Papst zu der eigenmächtigen Scheidung Heinrichs von seiner ersten Gemahlin die Genehmigung versagte. Heinrich ließ sich vom englischen Parlamente zum Oberhaupt der englischen Kirche erklären, hob alle Klöster auf, zog deren Güter mit Rohheit ein und verschwendete sie dann so sinnlos, daß nach wenigen Jahren nichts mehr davon übrig war; dann drängte er seinem Volke einen Glauben auf, der eine Mischung aus katholischen Gebräuchen und eignen Ansichten war. Erst unter seinem Sohne begann eine eigentliche Reformation der Kirche. Aus diesen folgte dessen älteste Schwester Maria, die sich als eifrige Katholikin mit Philipp Ii. von Spanien vermählte; währenb ihrer nur kurzen Regierungszeit verfolgte sie die Protestanten in härtester Weise und suchte sie durch die strengsten Gesetze zum katholischen Glauben zurückzuführen. Ihr folgte in der Regierung Königin Elisabeth. Elisabeth war ebenfalls eine Tochter Heinrichs Viii, eine Stiefschwester der Maria. Ihre Mutter war hingerichtet worben;; sie selbst würde von ihrem Vater des Thrones verlustig erklärt. Sie hatte unter mehreren Stiefmüttern eine sehr harte Jngenb verlebt; aber ihr Charakter war in all' den Leiben ein fester, fast männlicher geworben; babei befaß sie hohe Fähigkeiten und hatte sich eine bedeutende Bildung erworben. Nach ihrer Thronbesteigung trat sie aus der katholischen Kirche aus, umgab sich mit treuen Räthen, öffnete die Gefängnisse und schützte die Verfolgten. Kaum hatte Philipp Ii. von dem Tode der Maria und der Thron- j Besteigung der Elisabeth vernommen, als er auch sogleich um die Hand' der letzteren warb; Elisabeth aber wies feinen Antrag ab.: Sogar der Wunsch des Parlaments, daß sie sich einen Gemahl erwählen möge, konnte sie nicht dazu bestimmen; das Land sollte ihr Gemahl, jeber Unterthan ihr Sohn sein. Vom Parlament ließ sie sich die lteberorbnung über die Kirche bestätigen, zugleich. auch bte Anorbuung des Gottesbienstes übertragen und richtete: nun im Jahre 1559 die anglikanische ober Episcopal- (d. i. bischöfliche Kirche ein, in welcher das bischöfliche Regiment berj

10. Neue und neueste Geschichte - S. 4

1880 - Dillenburg : Seel
ersten Lichtstrahl in sein nmdüstertes Gemüth, und als er darauf seinem Ordens-Vorgesetzten Dr. Staupitz die Bekümmernis seines Herzens mittheilte, wies ihn dieser darauf hin, daß solche Anfechtungen ihm gar nützlich und nöthig seien, und zeigte ihm dann den Weg zum Frieden des Herzens: Buße und Glaube an den Weltheiland. Einige Jahre vorher hatte Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen eine neue Universität in Wittenberg gegründet und beauftragte nun den Dr. Staupitz, einen tüchtigen und gelehrten Mann als Lehrer der Weltweisheit vorzuschlagen. 1508 Auf Staupitz's Rath berief der Kurfürst im Jahre 1508 Luther als Professor nach Wittenberg. Anfangs lehrte Luther nur weltliche Wissenschaften, erwarb sich aber bald großes Ansehen und bewundernde Anerkennung. Ein Jahr später begann er auch theologische Vorlesungen zu halten, aber nicht in der Weise, wie es bisher geschehen war; er legte die alten Kirchenväter bei Seite und lehrte die Theologie unmittelbar aus ihrer Quelle, der heiligen Schrift und durch Auslegen derselben aus sich selbst. Staupitz forderte ihn auf, auch zu predigen; nach langem Widerstreben überwandt er seine Schüchternheit, und seine predigten fanden so viel Beifall, daß er von der Gemeinde zu ihrem Prediger gewählt wurde. 1510 Im Jahre 1510 mußte Luther im Auftrage des Ordens eine Reise nach Rom unternehmen, um die Entscheidung über eine Streitsrage seines Ordens vom Papste selbst einzuholen. Mit großer Freude trat er die Reise an; als er die Thürme Roms von ferne erblickte, fiel er zur Erde und rief: „Sei mir gegrüßt, du heiliges Rom!" Wenn er aber hier alle Frömmigkeit und Gerechtigkeit des Lebens zu finden gehofft hatte, so täuschte er sich. Die ganze Geistlichkeit, der Papst nicht ausgenommen, war in das damals herrschende Sittenverderben hineingerissen worden; Achtung und Scheu vor dem Heiligen war gerade in Rom am wenigsten zu finden. Als er einst langsam und andächtig eme Messe las, hatten andre Priester in derselben Zeit deren sieben gelesen, und einer rief ihm sogar zu: „Vorwärts! schicke unjrer lieben Frauen ihren Sohn bald wieder heim!" Um Vergebung seiner Sünden zu erlangen, rutschte^ er auf feinen Knieen die Pilatustreppe hinan; aber fein Herz fand die gehoffte Ruhe ntch , es war ihm vielmehr, als hörte er in feinem Innern eine Stimme. „Der Gerechte wird feines Glaubens leben!" Der Erfahrungen ouf dieser Rom-Reife für Luther waren so viel, daß er 1 pater
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